Radeln nach Zahlen Stadt Burg
Netzplanung der knotenpunktbezogenen Radwegweisung ist fertiggestellt
Zur Implementierung eines Radweges-Netzplanes (Knotenpunktbezogene Wegweisung; auch „Radeln nach Zahlen“ genannt) im Landkreis Jerichower Land und in der Stadt Zerbst/Anhalt haben sich insgesamt sechs Kommunen im Jahr 2020 durch eine Kooperation zusammengeschlossen. Diese besteht im Jerichower Land aus den Gemeinden: Burg, Möser, Biederitz, Gommern und Möckern sowie aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld aus der Stadt Zerbst/Anhalt.
Innerhalb dieser Kooperation fand eine Aufteilung in drei bestätigten lokalen Aktionsgruppen des Landes Sachsen-Anhalt statt. Das Vorhaben wird derzeit mit insgesamt 125.000 € aus dem ELER unterstützt und ist in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Projektphase „Konzeption & Marketing“ geht es vorrangig um die Netzplanung (Identifizierung und Planung der Radwegerouten) sowie die Erstellung von Marketingmaterialien (Radfahrbroschüren und weitere Informationsmaterialien). In der zweiten Projektphase „Investive Maßnahme“ geht es um die Ausschreibung und Vergabe der Herstellung und Aufstellung der geplanten Beschilderung.
Am 11. Oktober 2022 wurde in Biederitz durch die beteiligten Gemeinden die fertiggestellte Netzplanung veröffentlicht und somit die erste Projektphase abgeschlossen. Maximilian Steib, Fachbereichsleiter Kultur, Tourismus und Soziales der Stadt Burg dazu: „Der Aktiv- bzw. Fahrradtourismus ist, besonders durch den Elberadweg, ein stetig zunehmender Tourismusfaktor. Die Knotenpunktbezogene Radwegweisung wird, wenn diese vollständig implementiert ist, eine sinnvolle Ergänzung sein, um vorhandene und neue Touristengruppen in der Stadt und Region für einen längeren Aufenthalt zu begeistern“.
Die Radwege-Netzplanung
Für die Planungsleistung wurde durch die Stadt Möckern das Planungsbüro „mtg Planungsbüro Wijgers“ aus Hannover beauftragt, welche gemeinsam mit den Kommunen alle Radwege-Netzpläne erstellte. Die Wegequalität wurde bei einer Befahrung durch das beauftragte Planungsbüro folgender Bewertung unterzogen: gut (kein oder wenig Verkehr, gebundene Wegedecke, eigenständige Radwege), mittel (Straßenbegleitende Radwege an klassifizierten Straßen, Mischverkehrsführung) sowie schlecht (unbefestigte Wege, Trampelpfade, Schotter, Kopfsteinpflaster).
Bei der Planung der Radwege-Verbindungen wurden grundsätzlich bestehende Radwege sowie die Anbindungen an die Nachbarkommunen und überregionale Radrouten (zum Beispiel: Elberadweg, Elbe-Havel-Radweg, D10, Aller-Elbe-Radweg, Saaleradweg, Telegraphenradweg, Fläming-Radweg) berücksichtigt. Die Wegweisung erfolgt immer bis zur Grenze des Projektgebietes, auch wenn es noch kein Anschlussnetz gibt. Sollten nicht genügend Bestandsradwege für eine hinreichende Dichte eines Knotenpunktnetzes verfügbar sein, so wurden auch schlechtere Wegeabschnitte mit in die Planung einbezogen.
Von der Stadt Zerbst/Anhalt bis zur nördlichsten Kommune des Projektgebietes (Burg) betrug das zu prüfende Gesamtwegenetz 1.114,4 km (auf einer Fläche von 1.435 km²). Das zu prüfende Wegenetz der Stadt Burg belief sich hierbei auf 214,4 km (auf einer Fläche von 164 km²).
So funktioniert das Radeln nach Zahlen
Radfahrer entdecken auf abwechslungsreichen Radrouten interessante Städte, urige Dörfer, beeindruckende Sehenswürdigkeiten sowie malerische Landschaften. Dafür wurden regionale und überregionale Radstrecken mittels nummerierter Knotenpunkte ausgeschildert und miteinander verbunden. Diesen erkennen Radfahrer vor Ort deutlich und sichtbar in roter Farbe angebracht auf dem Wegweiser. An jedem Kreuzungspunkt sind Zielwegweisungen mit Kilometerangaben zu den nächstliegenden Kreuzungspunkten zu finden. Hier ist auch der nächste Knotenpunkt ersichtlich. Ebenso geben Übersichtstafeln an jedem Kreuzungspunkt Hinweise zur Orientierung. Mit der individuellen Kombination von Nummern stellen sich Radfahrer also ihre Radroute eigenständig zusammen.
Zielgruppen sind neben den Einwohnern, welche von der touristischen Aufwertung profitieren vor allem Tagestouristen sowie Übernachtungsgäste aus der Region sowie von auswärts.
Nächste Arbeitsschritte
Wann die Stadt Burg die zweite Projektphase einleiten kann, ist bisher aufgrund der notwendigen Finanzmittel von ca. 142.000 EUR nicht absehbar. Ein Projektantrag zur Förderung (Förderquote zwischen voraussichtlich zwischen ca. 60 bis 80%) wurde bereits eingereicht. Sollte eine Förderung genehmigt werden und die Stadt Burg die finanziellen Mittel für den Eigenanteil aufwenden können, steht der Aufstellung der Beschilderung nichts im Weg.
Ausgangssituation Radwegeleitsystem
Der Radverkehr nimmt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zu. Insbesondere im Osten Sachsen-Anhalts hat er sich zu einer der wichtigsten Säulen im Aktivtourismus entwickelt. Fünf überregionale Radwege können verzeichnet werden, zu diesen gehören der Elberadweg, der Altmarkrundkurs, der Telegraphenradweg, der Elbe-Havel-Radweg und der Europaradweg. Der Radwanderer wird durch ein attraktives Streckenangebot in die entsprechenden Regionen gelockt und steuert meist ein bis zwei Etappenziele mit Übernachtung entlang der überregionalen Radfernwege an. Hier liegt allerdings nicht das einzige Potential für die Region. Nach der ADFC Radreiseanalyse 2020 entscheiden sich etwas mehr als ein Viertel der Radreisenden für ein festes Quartier und Unternehmen von dort aus Sternrouten. So zeigte sich in den letzten Jahren ein erhebliches Interesse am Radausflugsverkehr sowie dem Regioradverkehr. Gerade die zuletzt genannte Radfahrergruppe erwartet ein abwechslungsreiches, individuelles und qualitativ hochwertiges Angebot. Unter diesen Voraussetzungen sind Besucher gern geneigt, ihren Aufenthalt in der Region zu verlängern und somit zur Steigerung der Wertschöpfungskette touristischer Anbieter beizutragen. Daher gewinnen die regionalen Routen neben den überregionalen Strecken immer mehr an Bedeutung.
Hintergrund Radwegeleitsystem
Die knotenpunktbezogene Wegweisung wurde 1995 im belgischen Limburg entwickelt und hat sich in den letzten 20 Jahren grenzüberschreitend in den Niederlanden und flächendeckend in Deutschland ausgedehnt. Das auch gern genannte „Radeln nach Zahlen“ erfreut sich bei den Gästen und Anbietern gleichermaßen hoher Beliebtheit, weshalb in jüngster Vergangenheit auch im nördlichen Jerichower Land, Havelland, in der Altmark und auch in Brandenburg diese Art der flexiblen Wegweisung geplant und bis heute in Teilen angelegt wurde. Bei der knotenpunktbezogenen Wegweisung handelt es sich um ein spinnennetzähnliches Radwegesystem, das an den Kreuzungspunkten verschiedener Radwege durch sogenannte Knotenpunkte verbunden wird.